Hier erfahren Sie was mit Boxing und Shelfing gemeint ist und warum Sie auf keinen Fall auf das Feedback verzichten können, das Sie von Ihren Kunden, bei der Vorstellung Ihres Prototyps, erhalten. Es kann Ihnen den Geschäftserfolg kosten, wenn Sie Produkte entwickeln, die vom Markt nicht angenommen werden. Reduzieren Sie die Gefahr auf ein Minimum. Wie das funktioniert, das lesen Sie hier!
In diesem Beitrag aus der Serie rund um das Thema Design Thinking geht es um den Prototypenbau. Warum es so wichtig ist, so rasch und so früh wie möglich einen ersten, rudimentären Prototypen zu bauen, möchte ich gerne in diesem Blog-Beitrag behandeln. Generell wird die Tragweite des Prototypenbaus im Rahmen der Produktentwicklung, auf den späteren Geschäftserfolg, unterschätzt. Diese Methode wird gerne übersprungen, denn man will oft auf direktem Wege ein neues Produkt am Markt platzieren und da würde die Zwischenstufe “Prototyp” nur lästigen Mehraufwand bedeuten.

Bei der Produktentwicklung gehen die Unternehmen großteils von den eigenen, internen Vorstellungen aus, wie das fertige Produkt auszusehen hat. Die Kundensicht wird dabei gerne übersehen. Doch sind es die Kunden, die am Ende des Tages darüber entscheiden, ob sie das neue Produkt kaufen werden oder nicht. Sehen sie sich keinen Mehrwert beziehungsweise keinen Nutzen, werden sie nicht kaufen. Hier kann das Testen der angedachten Funktionen an einem rudimentären Prototypen hilfreiche Informationen liefern und Ihnen viel Geld und Zeit in der weiteren Produktentwicklung ersparen.
Durch einen Prototypen bekommen Sie die Chance noch im Entwicklungsprozess Feedback von den späteren Nutzern oder Kunden zu erhalten. Werden einige Funktionen für nicht wertvoll erachtet, können Sie diese noch entfernen und dafür andere Funktionen, die als wertvoll empfunden werden, ergänzen ganz nach dem Motto “Love it! Change it or Leave it!” Anhand des Prototypenbaus haben Sie die Möglichkeit durch einige Iterationen zu einem Produkt zu gelangen, das schlussendlich auch vom Markt angenommen wird, was wiederum Ihren langfristigen Geschäftserfolg sichern wird.
Eine grundsätzliche Überlegung die Sie im Rahmen der Produktentwicklung für sich beantworten sollten ist, ob das neue Produkt technisch umsetzbar ist, ein wirtschaftlicher Mehrwert für Ihre Kunden und für sie selbst darstellbar ist und ob seitens Ihrer Kunden ein Begehren besteht, dieses Produkt auch erwerben zu wollen.
Was ist mit Boxing gemeint?
Beim sogenannten Boxing versucht man, die Analogie zu einer Verpackung zu nutzen, um erste wichtige Informationen über das Nutzerverhalten zu erzielen. Dazu wird eine physische Box hergestellt, die später auch für die Vermarktung genutzt werden kann. Wichtig im Rahmen der Vorbereitung ist, dass Sie die entsprechenden W-Fragen vorab formulieren, sodass Sie das Maximum aus der Evaluierung erzielen können. Beispielweise sollten Sie sich Gedanken machen, wer Ihre Zielgruppe ist, an der Sie diese Tests durchführen möchten. Welches Ziel wollen Sie mit Ihrem Boxing Versuch erreichen? Wann ist das Produkt erhältlich? Es kann durchaus sein, dass Sie mit dem Boxing bereits erstes Interesse wecken und die Kunden fragen werden, wann dieses neue Produkt käuflich zu erwerben ist. Darauf sollten Sie vorbereitet sein um eine adäquate Antwort geben zu können. Läuft das Boxing nicht so gut, sollten Sie plausible Punkte anführen können, warum der Benutzer einen Vorteil hat, wenn er Ihr neues Produkt verwendet.

Geht es um die konkrete Umsetzung eines Prototypen, sollten Sie im Vorfeld auch weitere Fragen vorbereiten die sie später beantwortet haben wollen um auch den entsprechenden Nutzen daraus zu ziehen. Anbei habe ich für Sie einige Fragen zum Starten zusammengefasst. Welches sind die grundlegenden Funktionen für den Nutzer auf die sie nicht verzichten können - must haves?
An welche Funktionen haben Sie noch gar nicht gedacht, die jedoch von großen Nutzen sind? Wie hat es noch kein Anderer gemacht - finden Sie so zu Ihrem USP (Unique Selling Proposition). Bei der Umsetzung der Idee zu einem “echten” Prototypen kann es mehrere Möglichkeiten geben. Dies muss nicht immer eine realgetreue Abbildung des späteren Gegenstandes sein. Es kann sich dabei durchaus um eine sehr detailgetreue Zeichnung handeln, um ein Video, ein Mock-up, um ein Storyboard oder aber auch um ein Geschäftsmodell und vieles mehr.
Was versteht man unter Shelfing?
Das Shelfing geht im Vergleich zum Boxing noch einen Schritt weiter. Es zielt darauf ab, ein ganzes Produktportfolie zu evaluieren. Mit dieser eher spielerischen und trotzdem sehr aufschlussreichen Methode bekommen Sie ein tieferes Verständnis Ihrer Produktvision. Zusätzlich haben Sie den Vorteil, dass Sie die Diskussion und die Zusammenarbeit aller beteiligten Akteure fördern, da Sie durch die Veranschaulichung etwas, im wahrsten Sinne des Wortes, begreifbares zur Verfügung haben, das einen perfekten Einstieg in umfangreiche Gespräche liefert.
Wie Sie aus der nebenan angeführten Grafik entnehmen können, handelt es sich beim Shelfing um Produktlösungen, Dienstleistungslösungen oder auch um gesamte Lösungskonzepte, die Sie darstellen können.

Einen Prototypen Workshop durchführen
Bevor Sie sich in die aktive Umsetzung stürzen, möchte ich Ihnen noch einen Tipp geben. Bitte gehalten Sie im Hinterkopf, dass im Rahmen eines Prototypenworkshops eine neue Verbindlichkeit entstehen wird. Man vollzieht hier den Schritt von der Ideenwelt in die reale Welt. Gemeint ist damit, dass man nicht mehr, wie beim Brainstorming gewünscht, verschiedenste Szenarien, Ideen und Wünsche skizziert, die durchaus sehr futuristisch und abstrakt sein können, sondern dass man sich wieder reduziert und sich auf jene Ideen fokussiert, die auch realistisch umzusetzen sind.
Im Rahmen des Workshops ist es wichtig, sich auf jene Funktionen zu konzentrieren, die von den Nutzern als wertvoll empfunden werden. Durch die gezielte Konzeption des Prototypens bekommen Sie sehr rasch Feedback von Ihren Nutzern, ob diese die umgesetzten und von Ihnen wichtig geglaubten Funktionen auch tatsächlich benutzt werden. Zeigt Ihnen das Feedback, dass die umgesetzten Funktionen keinen Mehrwert für den Kunden liefern, haben Sie die Möglichkeit in kleinen iterativen Schleifen sofort Anpassungen vorzunehmen. Ganz nach dem eingangs angeführten Motto: Love it! Change it! oder Leave ist!
Wenn Sie für die Gestaltung und Umsetzung eines Prototypenworkshops noch weitere Informationen benötigen, oder Sie gerne Unterstützung bei der Durchführung eines Prototypenworkshops in Anspruch nehmen möchten, können Sie mich gerne unverbindlich kontaktieren.
3 Tipps für die Praxis
Wenn es um die Entwicklung erster Prototypen geht verinnerlichen Sie sich so früh wie möglich, dass es sich um eine “never ending story” handelt. Sie werden viele Iterationen durchlaufen bis ein akzeptabler Prototyp entstanden ist.
Um neue Produktideen zu veranschaulichen, probieren Sie es einmal mit Boxing und trauen Sie sich bei komplexeren Produkten auch in Richtung Shelfing.
Testen Sie zuerst die wichtigsten Funktionalitäten an einem Prototypen um rasch Feedback von den Kunden zu erhalten.
Wenn Ihnen der Beitrag gefallen hat, freue ich mich sehr auf ein positives Feedback oder ein like von Ihnen. Fragen und Anregungen können Sie mir gerne in die Kommentare schreiben. Wenn Sie Fragen zu ähnlichen oder anderen Themen haben, bitte lassen Sie mich es wissen.
Alles Gute und viel Erfolg für Ihre Vorhaben!

Quelle: Das Design Thinking Playbook: Mit traditionellen, aktuellen und zukünftigen Erfolgsfaktoren von Michael Lewrick, Patrick Link und Larry Leiffer
Bilder aus dem Design Thinking Playbook und von unsplash: Foto von ZMorph All-in-One 3D Printers und Kira auf der Heide auf Unsplash
留言