Werte und Wertesysteme beschreiben, wie Menschen denken und handeln und nicht wie sie tatsächlich sind! Das Wissen darüber, wie Menschen in unterschiedlichen Situationen denken und entsprechend handeln werden, soll Ihnen Unterstützung geben, um bei notwendigen Veränderungen auf Zustimmung zu stoßen und aufkommende Konflikte weitgehend vermeiden können.
In diesem Blogbeitrag geht es um die wichtigsten Inhalte aus dem Buch „9 Levels of Value Systems“ von Rainer Krumm. Er beschreibt darin einen sehr interessanten Ansatz bezüglich menschlicher Werte und Wertesysteme und wie sich diese über die Zeit ändern können. Dieses Wertesystem kann nicht nur auf individuelle Personen, sondern auch auf Gruppen und ganze Unternehmen übertragen werden.
Das "9 Levels of Value System" und deren Bedeutung als Wertesystem

Das System der 9-Levels beruht auf menschlichen Werten und Wertsystemen und soll dabei unterstützen, das Verhalten und die Denkweise von Menschen besser verstehen und einschätzen zu können. Werte werden oft unterschätzt, dabei sind sie ein fundamentales Element jeder Kultur. Sie geben die Richtung für Handlungen vor, treiben Menschen in Ihrem Tun an und sind repräsentativ dafür, welche Handlungen „gut“ und welche „schlecht“ sind.
Anhand dieses Modells soll auf einfache und verständliche Weise veranschaulicht werden, wie die Menschen in den unterschiedlichen Levels denken und dadurch deren Handlungen etwas nachvollziehbarer machen.
Kurze Beschreibung der 9 Levels:
Beige: Dies ist die fundamentalste Stufe des Lebens und des Bewusstseins. Es geht dabei um die Sicherung der Grundbedürfnisse wie Nahrung, Wärme und Fortpflanzung. Die Handlungen erfolgen intuitiv und instinktgesteuert.
Purpur: Hier sieht sich der Mensch bereits als Mitglied einer Gemeinschaft oder eines Clans. Dieser bietet Schutz und Sicherheit und man fühlt sich zugehörig. Gehorsam wird vorausgesetzt, Regeln gibt es, jedoch sind diese nicht fix verankert. Brauchtum und Traditionen sowie Rituale haben einen hohen Stellenwert.
Rot: In diesem Level sieht sich der Mensch als Eroberer und Herrscher neuer Gebiete. Man strebt nach Macht, Anerkennung und Unabhängigkeit. Es zählt nur der eigene Vorteil, ohne Rücksicht auf Verluste. Regeln und Gesetzte kennt man nicht und will man auch nicht – ganz nach dem Motto „der Stärkere setzt sich durch“.
Blau: Der Mensch in diesem Level sucht wiederum nach Regeln und Gesetzen und sieht sich als Teil eines Ordnungssystems. Es gibt klare Regeln und Zuständigkeiten nach denen gelebt und gehandelt wird. Gerechtigkeit, Pflichtbewusstsein, Disziplin und Loyalität haben einen hohen Stellenwert.
Orange: Hier steht wieder der eigene Erfolg im Fokus mit dem Ziel den Wohlstand zu erhalten und zu mehren. Dies wird durch enorme Zielstrebigkeit und hohen persönlichen Einsatz erreicht. Es geht in diesem Level um die persönliche Weiterentwicklung und um eine permanente Leistungssteigerung, wobei jetzt der Blick auf das Ganze erfolgt und der Erfolg nicht mehr zwangsläufig auf Kosten der anderen geht.
Grün: In diesem Level wird der Erfolg als Team-Leistung gesehen. Das Ziel ist, als Gemeinschaft langfristig erfolgreich zu sein. Begegnungen, Beziehungen und Personen haben einen hohen Stellenwert. Es findet ein permanenter Dialog mit der Umgebung statt, unterschiedliche Meinungen werden dabei berücksichtigt.
Gelb: Hier ist der Mensch erstmals in der Lage, die Stärken der vorangegangenen Levels zu erkennen, zu nutzen und zu kombinieren – dies bezeichnet man als Multiperspektivität. Der Fokus im gelben Level liegt auf der Wissensvermittlung, der Flexibilität, der Kompetenz und der Unabhängigkeit. Das Bilden von Netzwerken gehört zur Tagesordnung.
Türkis: Ein nachhaltiges und ganzheitliches Handeln steht im Mittelpunkt des türkisen Levels. Man denkt holistisch-global, ökologisch und intuitiv. Man konzentriert sich auf das Wohlergehen der Welt und handelt altruistisch. Man ist sowohl Beobachter als auch Gestalter.
Koralle: Das letzte Level ist wiederum stark ICH-bezogen. Man ist der Meinung, dass es keine Grenzen gibt, die nicht durch menschliches Tun und Sein erzeugt werden können. Neue Wege werden bestritten und oft auch bestehende Grenzen überschritten.
Veränderungen anstoßen und sicher zu Ende begleiten
Kennen Sie das auch? Man möchte etwas verändern, da man mit der aktuellen Situation nicht mehr zufrieden ist, schmiedet in Gedanken bereits erste Pläne wie man es anpacken möchte und sieht sich, noch bevor man einen Schritt unternommen hat, am Ende der eigenen, wundersamen Transformation. Sichtlich zufrieden mit dem Ergebnis ist man stolz auf sich, was man denn nicht alles geleistet hat – so die Idee der eigenen Gedankenwelt.

Wird es dann konkret und die ersten Schritte in Richtung Umsetzung werden gesetzt, zeigt sich bereits die eine oder andere Schwierigkeit, die man noch tapfer in Angriff nimmt, da die Vorsätze noch ganz frisch sind. Nach einiger Zeit wird man jedoch mürbe, die eigene Vision rückt immer mehr ins Hintertreffen und die noch bevorstehenden Hürden scheinen immer größer zu werden, bis man an dem Punkt angelangt ist und man sie nicht mehr bewältigt, sondern aufgibt und befindet, dass der ursprüngliche Zustand auch ganz in Ordnung ist. Doch warum ist es so schwierig Veränderungen erfolgreich zu Ende zu bringen? Hier bringt der Autor Rainer Krumm einen wichtigen Aspekt klar ans Tageslicht.
Bei einem Veränderungsprozess werden immer bestehende Werte und Grundeinstellungen des Menschen gebrochen, um gleichzeitig neue Werte zu schaffen beziehungsweise die bestehenden Werte weiterzuentwickeln. Dies kostet nicht nur Kraft, sondern löst auch Ängste aus. Allem, was ungewiss oder auch unbekannt ist, begegnet man als Mensch sehr oft mit Unbehagen und Respekt und leider auch oft mit Angst. Durch diese Angst wird man versuchen den Status Quo zu erhalten, um nicht die eigene Komfortzone verlassen zu müssen. Doch das bedeutet unweigerlich auch Stillstand.
Für Unternehmen kann jedoch Stillstand bedeuten, dass das bestehende Geschäftsmodell bald nicht mehr wirtschaftlich ist und der Fortbestand des Unternehmens auf dem Spiel steht. Somit ist es eine absolute Notwendigkeit sich von Zeit zu Zeit zu verändern, um langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben. Neben der Angst, die gegen eine Veränderung wirkt, sind es auch sogenannte Besitzstandswahrungen. Damit ist gemeint, dass manche Personen die Befürchtung haben, dass Sie durch den Veränderungsprozess etwas verlieren können, sei es Ansehen, Eigentum, Image etc. Um dies zu verhindern ist es ihnen sehr wichtig den aktuellen Status Quo unbedingt beizubehalten und sie werden sich daher gegen jede Art der Veränderung wehren, koste es was es wolle.
Hält man trotzdem eisern an den eigenen Plänen fest etwas zu verändern, so ist es gut vorab den aktuellen IST-Zustand zu beschreiben und klar zu definieren, wie der zukünftige SOLL-Zustand aussehen soll. Nur wer ein klares Ziel vor Augen hat, kann dieses auch erreichen, indem die entsprechenden Maßnahmen dazu gesetzt werden. Ist man dann aktiv in der Umsetzung ist es hilfreich zu wissen, dass sich der Veränderungsprozess grob in vier unterschiedliche Phasen unterteilen lässt.
Stabilität: Man fühlt sich wohl und kommt mit den Herausforderungen zurecht. Es gibt aktuell keine Notwendigkeit für Veränderungen.
Unruhe: Jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, wo erste Störfaktoren auftreten. Man beginnt schön langsam sich mit den Veränderungen der Umwelt auseinanderzusetzten und erste Destabilisierungen werden ersichtlich.
Krise: Die Veränderung wird durch eine Krise oder durch äußerst hohen äußeren Druck ausgelöst. Die Einsicht für eine frühzeitige Veränderung, wo der Druck noch nicht so groß ist, kommt in der heutigen Zeit leider sehr selten vor. Somit erfolgt der finale Impuls zur Veränderung nicht durch Einsicht, sondern durch eine handfeste Krise.
Aufbruch: In dieser Phase des Veränderungsprozesses setzte die Euphorie bei den meisten Menschen ein und sie gestalten den Anpassungsschritt aktiv mit. Zu beachten ist hier, dass die Euphorie nicht in blindem Aktionismus abgleitet und auf halbem Wege zum Ziel die Energie ausgeht. Erst wenn die Veränderung vollständig abgeschlossen ist, kann wieder Ruhe einkehren und ein neuer Zustand der Stabilität ist entstanden.
Hat man diese Phasen im Hinterkopf kann man gut verstehen, warum viele Menschen in Veränderungsprozessen so reagieren, wie Sie eben reagieren. Nutzen Sie daher Ihr Wissen und klären Sie die teilhabenden Personen auf, machen Sie sie zu Verbündeten im Veränderungsprozess und führen diesen gemeinsam, erfolgreich zu Ende.
Warum entstehen Konflikte und wie kann man diese entschärfen?
Nachdem wir bisher viel über Werte und Wertesysteme gehört haben und welch hohen Einfluss diese auf unser Verhalten haben, lässt es auch den Schluss zu, das unterschiedliche Wertevorstellungen der Nährboden für Konflikte sein können.

Je nach Alter, Zugehörigkeit zu unterschiedlichen Gruppen, Rollenbilder, denen man entsprechen sollte, oder auch in unterschiedlichen Situationen, haben wir demnach unterschiedliche Werte, die wir vertreten. Man nennt diesen Werte-Mix auch „Dimmer“ mit dem wir je nach aktueller Situation zwischen den unterschiedlichen Leveln im Wertesystem wechseln. Trifft man dabei auf Personen mit gänzlich unterschiedlichen Wertevorstellungen liefert dies durchaus Potential für Diskussionen und wenn diese sich weiter aufschaukeln, sind Konflikte und Auseinandersetzungen nicht mehr weit entfernt. Erste Widerstände treten auf, um die eigenen Werte zu bewahren. Bedenken Sie in solchen Situationen bitte immer, dass Rollen und Werte lediglich beschreiben, wie diese Menschen in der jeweiligen Situation denken und danach entsprechend handeln und nicht wie sie tatsächlich sind. Mit diesem Wissen wird es Ihnen hoffentlich möglich sein, auf die Menschen zuzugehen und zu vermitteln, sodass sich festgefahrenen Fronten hoffentlich wieder auflösen können und Sie zu einer konstruktiven Lösung kommen.
3 Tipps für die praktische Umsetzung
Werte und Wertesysteme haben einen starken Einfluss auf unsere Handlungen und sind fundamentale Elemente einer jeden Kultur.
Jede Veränderung geht damit einher, dass bestehende Werte verändert und gebrochen werden, um Neue zu schaffen. Dies löst oft Ängste bei den Menschen aus. Doch neue Probleme lassen sich nicht mit alten Lösungen bewältigen.
Unterschiedliche Wertevorstellungen sind oft die Ursache für Konflikte. Widerstand macht sich breit. Je nach Rolle und Situation, die wir zu erfüllen haben, ändern sich die Wertvorstellungen.
Wenn Ihnen der Beitrag gefallen hat, freue ich mich sehr auf ein positives Feedback oder like von Ihnen. Fragen und Anregungen können Sie mir gerne in die Kommentare schreiben. Wenn Sie Fragen zu ähnlichen oder anderen Themen haben, bitte lassen Sie mich es wissen.
Alles Gute und viel Erfolg für Ihre Vorhaben!

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