Was ist der Circular Navigator? Er ist vor allem ein wertvolles Tool, das bei der Gestaltung von Geschäftsmodell-Ideen unterstützt und beschreibt einen klaren, systematischen Ansatz, um speziell zirkuläre Geschäftsmodelle in einem “Kreislaufwirtschafts-Ökosystem” zu gestalten, zu validieren und Schritt für Schritt in die Tat umzusetzen. Er besteht aus sieben Schritten – von der Identifikation des Änderungsbedarfs und der Bewertung bestehender Geschäftsmodelle bis hin zur Entwicklung, Integration und Umsetzung zirkulärer Lösungen.

Das Framework ermöglicht Führungskräften sowie Unternehmerinnen und Unternehmern, nachhaltige Wertschöpfungsketten zu schaffen, indem sie Partner in Ihren Wertschöpfungsprozess mit einbeziehen und dadurch Ressourcenströme optimieren.
Ziel ist es, die Komplexität der Transformation handhabbar zu machen und wirtschaftliche, ökologische und auch gesellschaftliche Vorteile zu realisieren. Im Folgenden werden die sieben Schritte des Circular Navigators kurz beschrieben, sodass Sie sich ein genaueres Bild machen können, wie Sie die Transformation Ihres aktuellen Geschäftsmodells in Richtung Circular Economy erfolgreich umsetzen können.
Die 7 Schritte des Circular Navigators

Schritt 1: IMPULS - Warum sollen wir uns darum kümmern?
Identifizieren Sie den Bedarf an Veränderung aus Ihrer unternehmerischen Perspektive heraus. Suchen Sie nach Beispielen aus der näheren Vergangenheit, die eine Veränderung Ihrerseits bedürfen, um weiterhin wettbewerbsfähig zu bleiben wie beispielsweise ein sich änderndes Kundenverhalten, eine neue Gesetzgebung, eine mögliche Reduzierungen von Ressourcenabhängigkeiten und den damit verbundenen Kosten sowie eine sich verbessernde Attraktivität Ihres Unternehmens gegenüber neuen Mitarbeitern.
Schritt 2: IDENTIFIZIERUNG - Wo stehen wir heute?
Bewerten Sie die ökologischen und sozialen Auswirkungen Ihres aktuellen Geschäftsmodells sowie der gesamten linearen Wertschöpfungskette. Dies geschieht durch die Verknüpfung der drei Sphären der Nachhaltigkeit mit dem Konzept des magischen Dreiecks von Geschäftsmodellen.
Dabei beschreiben die drei Sphären der Nachhaltigkeit den positiven, wie auch den negativen Einfluss eines Geschäftsmodells auf unseren Planten (Sphäre 1), auf die Menschen (Sphäre 2) und auf den Gewinn (Sphäre 3), den das Unternehmen erzielen kann.
Das Konzept des magischen Dreiecks für Geschäftsmodelle - auch als St. Galler Modell bekannt - beleuchtet vier Dimensionen aus denen ein Geschäftsmodell besteht nämlich:
Wer sind die Kunden?
Was wird den Kunden angeboten, und welches Wertversprechen wird unterbreitet?
Wie kann das Wertversprechen verfügbar gemacht werden?
Warum ist das Geschäftsmodell finanziell wertvoll?
Schritt 3: IDEEN ENTWICKELN - Bewegen Sie sich über bestehende Grenzen hinaus!
Erstellen Sie Ideen für zirkuläre Ökosysteme, die über bestehende Lösungen Ihres aktuellen Geschäftsmodells hinausgehen. Um diese Aufgabe gut bewerkstelligen zu können gibt es bereits 38 unterschiedliche Geschäftsmodell-Muster zum Thema Kreislaufwirtschaft, die umfassend ausgearbeitet wurden und Beispiele bestehender Unternehmen aufzeigen, welche diese Modelle bereits erfolgreich am Markt umsetzen. Diese sind für Sie als Blaupausen gedacht, um Sie bei der Gestaltung Ihres eigenen Kreislauf-Ökosystems zu unterstützen. Sie brauchen somit das Rad nicht neu erfinden.
Schritt 4: INTERGRIEREN - Gestalten Sie ein nachhaltiges zirkuläres Ökosystem!
Dies gelingt Ihnen, indem Sie die entwickelten Ideen in einer zirkulären Logik konsolidieren. Die „Circular Canvas“ liefert Ihnen dazu eine gut definierte Struktur und bietet Ihnen gleichzeitig eine ausreichende Flexibilität, um das große Ganze zu gestalten und umsetzen zu können. Grob umrissen beinhaltet die “Circular Canvas” die folgenden drei Felder:
Herstellung – beinhaltet die Themen Produktion, Verkauf und Lieferkette
Verwendung – hier geht es um den Gebrauch des Produktes durch die Kunden
Rückgewinnen – betrachtet das Sammeln sowie die Rückgewinnung der eingesetzten Materialien
Neben diesen drei Kernfeldern gibt es auch noch vier weitere Felder zu den Themen: Produktdesign, Verpackung & Logistik, Finanzen und Kennzahlen.
Wenn Sie mehr über die Circular Canvas erfahren möchten, können Sie sich gerne bei mir melden beziehungsweise wird es bald einen eigenen Blog-Beitrag dazu geben.
Schritt 5: VORSTELLUNG - Bringen Sie Ihre Vision zum Ausdruck!
Formulieren Sie Ihre Vision und beschreiben Sie Ihre Motivation, die Sie antreibt, um Ihre zirkuläre Transformation im eigenen Unternehmen in Angriff zu nehmen. Beziehen Sie dabei auch Ihre Partnerunternehmen entlang der gesamten Wertschöpfungskette und auch Ihre Kunden mit ein. Arbeiten Sie gemeinsam Schritt für Schritt an Ihrem gemeinsamen zirkulären Ökosystem, ganz nach dem Vorbild der Schoeller Textil AG aus dem Blog-Beitrag vom 10. Jänner 2025.
Schritt 6: ZUSAMMENFÜHREN - Integrieren Sie Partner!
Identifizieren und integrieren Sie geeignete Partnerunternehmen in Ihr Ökosystem. Kein Unternehmen kann alle notwendigen Produkte, Dienstleistungen oder Richtlinien allein erstellen oder leifern. Partnerschaften sind daher von großer Bedeutung, da Lösungen in Bezug auf die Kreislaufwirtschaft eine langfristige Natur haben.
Bevor Sie jedoch eine Partnerschaft eingehen, achten Sie darauf, ob das bevorzugte Unternehmen auch zu Ihren Werten und Ihrer Vision passt. Fragen Sie sich vor der Zusammenarbeit auch, was Ihnen das Partnerunternehmen bieten kann und welche Vorteile es für das gesamte Ökosystem mit sich bringt.
Schritt 7: IMPLEMENTIERUNG - Realisieren Sie Ihre zirkuläre Lösung!
Für den langfristigen Erfolg des zirkulären Ökosystems ist es wichtig, dass jedes Unternehmen ihr eigenes Geschäftsmodell in der täglichen Praxis flexibel anpassen kann, um das gemeinsame Werteversprechen zu erfüllen. Dazu bedarf es, dass die jeweiligen Geschäftsmodelle der beteiligten Unternehmen aufeinander abgestimmt sind. Die gemeinsame Basis dazu bilden die vier Dimensionen (wer, was, wie, warum) aus dem Konzepts des magischen Dreiecks für Geschäftsmodelle welches im Schritt 2 bereits angeführt wurde.
Dieser Prozess ist immer iterativ, da die Unternehmen schrittweise die Geschäftsmodelle und Nutzerbedürfnisse testen und sich nach der Evaluierung der vorliegenden Erkenntnisse Schritt für Schritt der Markteinführung nähern. In diesem Zusammenhang sind oft Prototypen und MVPs (Minimal Viable Products) eine Notwendigkeit.
Insgesamt ist dies der längste und schwierigste Schritt, bei dem Motivation, Kommunikation und Koordination der Schlüssel zum Erfolg sind. In der Praxis müssen diese Implementierungen oft mit einem kulturellen Wandel in den beteiligten Unternehmen einhergehen. Zudem müssen neue und geeignete Kennzahlen definiert werden, um den Erfolg des neuen Geschäftsmodells messen zu können. Flaggschiffprojekte sind ein großartiger Weg, um zu zeigen, dass es möglich ist zirkuläre Lösungen zu schaffen, die sich wirklich lohnen.
3 Fragen an Sie
Könnten Sie sich vorstellen mit einigen Ihrer Unternehmenspartnern am Aufbau eines zirkulären Ökosystem zu arbeiten?
Wo sehen Sie das größte Potential hinsichtlich Zirkularität in Ihrer eigenen Wertschöpfungskette?
Wie würden Ihre bisherigen Kunden reagieren, wenn Sie zukünftig mehr in Richtung Kreislaufwirtschaft gehen? Würden sie dies begrüßen?
Wenn Sie neugierig geworden sind und mehr über die Entwicklung nachhaltiger Geschäftsmodelle wissen möchten, oder tatkräftige Unterstützung bei der Umsetzung Ihrer aktuellen Herausforderungen benötigen, dann melden Sie sich, ich helfe Ihnen gerne.
Ihre Michaela Schatzl-Linder

Quelle:
F. Takacs, R. Stechow, K. Frankenberger; White Paper Business Model Innovation for the Circular Economy, 2020
Schoeller Textile AG: 08.01.2025: https://www.schoeller-textiles.com/de/ueberuns/oekologie-umwelt
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