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Wie kann ich zielgerichtet an der Lösung arbeiten?

Autorenbild: yourSUCCESSyourSUCCESS

Sie haben ein komplexes Problem zu lösen und wissen nicht so recht wie Sie es angehen sollen? Der Mikrozyklus im Design Thinking beschreibt einen Prozess, den Sie rasch durchlaufen können, um zielgerichtet eine Lösung zu entwickeln und dabei die späteren Nutzer mit einbezieht.


Im letzten Blogbeitrag zum Thema Design Thinking wurde beschrieben, dass es sich dabei um eine nutzerzentrierte Herangehensweise handelt, die dabei unterstützen soll, komplexe Probleme zu lösen und innovative Produkte zu gestalten. Doch was bedeutet das für die Praxis? Wie kann ich den Design Thinking Prozess anwenden, um mein aktuelles Problem zu lösen? Diese Fragestellung möchte ich in diesem Blogbeitrag behandeln. Die neu gewonnenen Erkenntnisse sollen Ihnen dabei helfen, Ihre Innovationsfähigkeit und Problemlösungskompetenz zu steigern sowie Ihre Produkte noch besser an den Kundenwünschen zu orientieren.

Symbolbild fuer die Loesungsfindung

Ganz allgemein und auf der Metaebene betrachtet, geht es bei diesem Prozess um zwei sich abwechselnde Phasen. Zum einen geht es um eine divergierende Phase, in der man viele Ideen generiert und sammelt. Hier gilt das Motto Quantität vor Qualität. In einer zweiten, daran anschließenden Phase geht es darum, aus den vielen Ideen die vielversprechendsten für die spätere Lösung herauszufiltern. Man spricht in diesem Zusammenhang auch von einer konvergierenden Phase. Wichtig ist es in diesem Prozess, das richtige Timing zu finden, um zwischen diesen Phasen zu wechseln. Was ist damit gemeint? Unterbricht man beispielsweise den divergierenden Brainstorming Prozess zu früh, kann es sein, dass eine Menge vielversprechender Ideen noch nicht entwickelt wurden, die im weiteren Verlauf zur Lösungsfindung fehlen. Lässt man sich hingegen zu lange mit der Ideenfindung Zeit, kommen möglicherweise nur mehr Ideen, die vage konstruiert wurden und keine realistische Lösungen sind. Darüber hinaus verliert man wertvolle Zeit für die anschließende Lösungsfindung.


Double Diamond Struktur im Design Thinking Prozess

Grundsätzlich beginnt jeder Design Thinking Prozess mit einer Problemstellung. In den nachfolgenden Iterationsschleifen wird an der Lösungsfindung gearbeitet und so lange verfeinert bis schlussendlich eine für den Nutzer zufriedenstellende Lösung gefunden wird. Dieser systematische Weg dorthin ist im Mikroprozess dargestellt und wird im folgenden Beitrag kurz beschrieben, sodass Sie eine Grundidee davon bekommen welche einzelnen Schritte zur Lösungsfindung durchlaufen werden.


Mikrozyklus im Design Thinking Prozess

Verstehen: Im ersten Schritt des Mikroprozesses geht es darum das vorherrschende Problem vollumfänglich zu verstehen und darüber hinaus auch darum, den Gesamtkontext in dem das aktuelle Problem liegt zu erfassen. Praktisch gesprochen verschafft man sich einen Überblick über die Gesamtsituation und versucht einzuschätzen, welche Einflussfaktoren auf das ursprüngliche Problem einwirken. Selbstverständlich muss auch klar und eindeutig erfasst werden, worin das Problem liegt. Um dies strukturiert herauszuarbeiten bedient man sich der klassischen W-Fragen.

  1. Wer ist die Zielgruppe - Wie groß ist diese, wie ist die Zusammensetzung innerhalb dieser Gruppe oder welche Eigenschaft sind für diese Gruppe charakteristisch.

  2. Warum glaubt der Nutzer, eine Lösung zu benötigen?

  3. Was wird vom Nutzer als Lösung vorgeschlagen?

  4. Wann und wie lange soll das Ergebnis benötigt werden. Dies gibt beispielsweise den Zeitplan des Projektes vor oder auch den Lebenszyklus des Produkts.

  5. Wo soll das Ergebnis schlussendlich eingesetzt werden? Hier geht es um die Fragen wie Umgebung, Medien, Ort oder Land.

  6. Wie wird die Lösung umgesetzt? Das hat zur Folge zu wissen, welche Fähigkeiten von den Benutzern verlangt werden können? Welches Budget ist für die Umsetzung notwendig? Welches Geschäftsmodell liegt dahinter und zu welchem Zeitpunkt erfolgt die Markteinführung —> Go-to-Market?

Beobachten: Im zweiten Schritt geht es darum, die Bedürfnisse der Nutzer besser zu verstehen. Dazu ist es sehr wichtig, sich in die Lage der späteren Benutzer zu versetzen, um zu sehen und noch besser, zu erleben, mit welchen Problemen diese täglich zu kämpfen haben. Man sagt, dass man den größten Erkenntnisgewinn erreichen kann, wenn man “in den Schuhen des Kunden läuft”. Diese gewonnenen Erkenntnisse müssen gut dokumentiert werden, um daraus die nächsten Schritte ableiten zu können. Dabei ist es entscheidend, diese neu gewonnenen Erkenntnisse auch zu visualisieren, denn nur so bleiben sie gut im Gedächtnis verankert und können in weiterer Folge auch mit anderen Personen, die bei der Lösungsfindung mitarbeiten, geteilt werden. Beispielweise können sie diese in einem Vision Board oder in einer Mindmap darstellen. Aus den nun vorhandenen Daten gilt es als nächstes, die jeweiligen Personas zu erstellen. Was das genau ist, wird in einem eigenen Beitrag behandelt.


Standpunkt: Im nächsten Schritt geht es darum eine gemeinsame Ausgangsbasis zu schaffen, von der aus an der Lösungsfindung gearbeitet werden kann. Es gilt, den Standpunkt der gleichzeitig auch der Startpunkt ist, klar zu definieren. Dazu werden die gesamten Ergebnisse und Erkenntnisse herangezogen und gemeinsam interpretiert und gewichtet. Entscheidend für den späteren Erfolg ist in dieser Phase der Erfahrungsaustausch im Team, um eine gemeinsame Wissensbasis zu schaffen, sodass alle beteiligten Personen den gleichen Informationsstand haben und die Sachlage für alle klar definiert ist und auch verstanden wurde. Sind diese grundlegenden Rahmenbedingungen geklärt, kann weiter an der Verfeinerung der jeweiligen Personas gearbeitet werden. Dazu werden die bisher getroffenen Annahmen überprüft und in iterativen Schritten adaptiert, falls neuere Erkenntnisse zu einem anderen Ergebnis führten.


Idee: Im vierten Schritt geht es nun darum, in die aktive Lösungsfindung einzutauchen. Basis dazu ist meist ein umfangreiches Brainstorming. Erstellen Sie Skizzen einer möglichen Lösung, versuchen Sie sich im Scribbeln um Ihre Ideen auch für Ihre Kolleginnen und Kollegen sichtbar und vor allem greifbar zu machen, sodass diese Ihre Idee auch klar verstehen und bestenfalls weiter entwickeln können. Nutzen Sie unterschiedliche Techniken um die Kreativität im Team zu fördern. Versuchen Sie unkonventionelle Lösungen zu entwickeln, erstellen Sie so viele Konzepte wie möglich. Es zählt in dieser Phase die Quantität an Ideen und nicht deren Qualität. Es soll keine Idee in dieser Phase bewertet oder gar kritisiert werden. Alles ist erlaubt, außer Kritik an der Idee!


Prototyp: Im fünften Schritt geht es bereits darum einen ersten Prototyp der zukünftigen Lösung zu entwickeln. Hintergrund dazu ist, dass nicht zu lange mit internen Verbesserungen verbracht wird und dabei wertvolle Zeit verloren geht. Viel wichtiger und zielführender ist es, so rasch wie möglich Feedback von den späteren Nutzern zu erhalten. Nur so ist sichergestellt, dass die spätere Lösung den Erwartungen der Nutzer entspricht und entsprechend auch deren Probleme löst. Die Wahrscheinlichkeit, dass die entwickelte Lösung von den Nutzern angenommen wird, ist ebenfalls signifikant höher, da sie von Anfang an in den Lösungsprozess involviert waren und bestenfalls auch einen eigenen Beitrag zur Lösungsfindung beitragen konnten. Durch das Testen der Prototypen kann man sehr rasch durch iterative Verbesserungsschritt das entstehende Produkt zielgerichtet entwickeln und unnötige Funktionen, die keinen Nutzen darstellen vermeiden. In dieser Phase gilt das Motte: “Love it, change it or leave it.


Testen: Der sechste Schritt stellt einen nahtlosen Übergang der Aktivitäten aus Schritt fünf dar. Es geht auch in dieser Stufe um das ausführliche Testen der entwickelten Ideen. Genauso wie beim Testen der oben angeführten Prototypen ist es auch hier sehr wichtig, nicht nur intern mit den eigenen Kollegen zu diskutieren und sich schrittweise an die zukünftige Lösung anzunähern, sondern so rasch wie möglich, Feedback von außen zu erhalten. Nur die Nutzer und späteren Kunden können ein verlässliches Feedback abgeben, ob die umgesetzten Verbesserungsschritte in die richtige Richtung gehen und ob die Funktionen und Merkmale des finalen Produktes auch tatsächlich die aktuellen Probleme lösen. Oft passiert es, dass zu viel an Funktionen in ein Produkt gepackt wird die eigentlich nicht benötigt werden und dadurch auch keinen Mehrwert bieten. Die Nutzer und Kunden sind auch nicht bereit für nicht benötigte Funktionen zu bezahlen. Um späteren Enttäuschungen vorzubeugen sind Sie daher gut beraten so rasch wie möglich ein belastbares Feedback von den späteren Nutzern einzuholen, denn nur so können Sie sicherstellen das ursprüngliche Problem zu lösen und nicht am Ziel vorbei zu entwickeln.


Ein Punkt, der im klassischen Mikrozyklus nicht enthalten ist, ist die sogenannte Retrospektive. Da ich gerade diesen Schritt als absolut wichtig erachte um den maximalen Lerneffekt aus dem durchlaufenen Prozess zu erhalten, möchte ich abschließend noch auf diesen Punkt eingehen.


Reflektieren: bevor Sie in einen neuen Entwicklungszyklus starten, lohnt es sich, die eingeschlagene Richtung nochmals zu überdenken. Ändern Sie dazu Ihren Blickwinkel beziehungsweise versuchen Sie Ihre bisherigen Schritte von der Metaebene aus zu betrachten.

Bild fuer Retrospektive

Stellen Sie sich die Frage, ob die bisher gesetzten Aktivitäten auch in die gewünschte Richtung gehen und ob auch die erzielten Ergebnisse Sie einen Schritt näher an Ihr Ziel gebracht haben. Entsprechen die bisher erzielten Resultate Ihren Ansprüchen oder müssen Sie punktuell nachschärfen? Nur fleißig zu arbeiten ist nicht ausreichend, Sie müssen sicherstellen, dass Sie die richtigen Aktivitäten setzen. Im englischen gibt es dazu eine sehr zutreffende Formulierung: “being busy instead of being productive”. Verfallen Sie nicht in blinden Aktionismus, indem Sie versuchen immer mehr zu leisten. All diese Anstrengungen sind leere Kilometer, wenn Sie nicht zum angestrebten Ziel führen!



3 Tipps für die Praxis

  • Beobachten Sie genau das Verhalten Ihrer Kunden! Die daraus gewonnenen Erkenntnisse für die spätere Lösungsfindung sind unbezahlbar. Oft ist den Kunden Ihr Verhalten selbst nicht bewusst, da viele Handgriff ganz automatisch - unterbewusst - ablaufen. Durch Ihre genauen Beobachtungen können Sie diese erfassen und benennen.

  • Testen Sie Ihre Ideen so rasch wie möglich. Bitte unterschätzen Sie nicht, wie wertvoll ein frühzeitiges Feedback der Nutzer zu Ihren entwickelten Prototypen ist. Sie können durch frühes Feedback viel Zeit und Mühen sparen und zielgerichtet an der Lösung arbeiten. Funktionen, die aus Ihrer Sicht essentiell sind, können aus Kundensicht völlig irrelevant sein.

  • Reflexion: Nehmen Sie sich die Zeit, um Ihre bisherigen Aktivitäten zu hinterfragen, sei es im beruflichen oder auch im privaten Bereich. Klären Sie, ob Sie durch Ihre täglichen Aktivitäten näher an Ihr angestrebtes Ziel gelangt sind oder nicht. Wenn die daraus resultierenden Ergebnisse Sie nicht weitergebracht haben, ändern Sie Ihr Verhalten und passen Sie Ihre Aktivitäten an, sodass diese wieder auf das ursprüngliche Ziel ausgerichtet sind.

Wenn Ihnen der Beitrag gefallen hat, freue ich mich sehr auf ein positives Feedback oder ein like von Ihnen. Fragen und Anregungen können Sie mir gerne in die Kommentare schreiben. Wenn Sie Fragen zu ähnlichen oder anderen Themen haben, bitte lassen Sie mich es wissen.


Alles Gute und viel Erfolg für Ihre Vorhaben!


yourSUCCESS

 

Quelle: Das Design Thinking Playbook: Mit traditionellen, aktuellen und zukünftigen Erfolgsfaktoren von Michael Lewrick


Bilder von Unsplash: Foto von Olav Ahrens Røtne und aus dem Buch: Das Design Thinking Playbook: Mit traditionellen, aktuellen und zukünftigen Erfolgsfaktoren von Michael Lewrick

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